Ich habe vor ein paar Wochen einen gute Freundin und Kollegin schwer in ihrem Respektsgefühl verletzt.
Das ist passiert:
Wir saßen in einem Meeting und haben uns darüber unterhalten, das es Leute aus dem Team gibt, die Sonderrechte zugestanden bekommen haben. Bei der Führung der Anwesenheit ist es doch zu Problemen gekommen. Die Leute, die Morgens die Anwesenheit eintragen, kommen vom ganzen Team, die Sonderrechte sind Einzelabsprachen mit leitenden Mitarbeitern (was auch in Ordnung ist, bei uns stört sich daran keiner, es ist aus organisatorischen Gründen erforderlich) aber es ist nicht immer direkt öffentlich Ersichtlich.
Meine Kollegen aus dem Team waren sehr unterschiedlicher Meinung wie das gehandhabt werden soll. Ein Kollege hat auf Anonymität gepocht, während andere eine sofortige und schriftliche Offenlegung verlangt haben.
Jetzt kommt mein Problem:
Ich bin nicht der Meinung, das Kollegen ihre Sonderrechte einfach so offenlegen müssen. Es soll den Teammitgliedern überlassen bleiben, wie das gehandhabt werden soll. Teamkollegen müssen sich nicht 'outen'. Es geht um Arbeitszeiten, Abarbeitung von Aufgaben und zusätzlich zu erledigenden Aufgaben. Diese Aufgaben können rein theoretisch von allen im Team ausgeführt werden.
Mein Fehler:
Ich habe meine Kollegin im Satz unterbrochen und einen weiteren Widerspruchsversuch unterdrückt. Für meinen Kollegin ist das Aussprechenlassen sehr wichtig. Es gehört zu ihrem tieferen Respektsgefühl und sie fordert das auch ein.
Ich habe jemanden sehr verletzt, der mir sehr wichtig ist. Meinen Werte zu verteidigen (nicht im Team 'outen' und so; aber hätte ich die Person aussprechen lassen können dann wäre mein Verhalten vielleicht sogar unnötig gewesen; dazu später mehr), war mir in dem Moment auch sehr wichtig. Leider sind zwei Welten aufeinandergeprallt. Das wird auch im Sozialen Kontakt mit anderen Menschen nie verhinderbar sein (aber sicher vermeidbar, wenn man etwas 'Softer' reagiert. Ich war wirklich Hart und das tut mir sehr Leid).
Ich habe mich dafür nicht Entschuldigt. Warum? Weil das wichtige Fehler sind, aus denen man lernen muss. Und zwar beide! Ich habe aber trotzdem gesagt das es mir Leid tut! Und das tut es jetzt auch noch! Ambivalent? Nein! Ich trenne nur Tat vom Gefühl. Das erleichtert das Analysieren und Objektive Betrachten der Situation.
Das wichtigste ist: zu lernen, zu wachsen und denselben Fehler nicht noch einmal zu machen.
Meine Reaktion auf WhatsApp:
Ich wollte mich nicht anonym und hinter der Tastatur und dem Mikrofon streiten. Ich habe ein persönliches Gespräch gefordert, um diesem Menschen ins Gesicht zu sehen. Sonst hätte ich nichts verstanden! Ich habe meine Kollegin sogar einen Tag blockiert, weil ich diese Sprach- und Tonnachrichten hasse.
Das Gesicht:
Ich habe diese Frau tief und mit größter Treffsicherheit mitten ins Gefühl getroffen. Ich sah Schmerz. Das Gespräch wahr ruhig aber aufs äußerste angespannt. Wir haben uns beide in Deeskalation geübt und über unsere Gefühle und unsere Bedürfnisse ausgetauscht. Dann ist meine Kollegin für etwas mehr als eine Woche in den Urlaub gegangen (der war aber vorher schon geplant, kam für diesen Konflikt wie gerufen). Das 'Mädel' hat wirklich Ruhe und Ablenkung gebraucht und ich Zeit zum Nachdenken.
Meine Selbstanalyse:
Ich habe viele Fehler gemacht.
Aber der schlimmste Fehler, der alle obigen quasi Bedingt und Zusammenfasst ist: man wird 'Blind' für Unterschiede, wenn man 'Glaubt', jemanden zu kennen. Menschen schreiben Bücher voll mit Romanen, Anleitungen und philosophische Ansichten. Das tun aber nur wenige. Und Worte sind immer nur Beschreibungen, sie erzeugen oft Gefühle, aber immer nur die Eigenen, nicht die des Autors. Man kann dem Autor nachfühlen. Exakt ist das eigene Gefühl, nicht das, was man 'Nachempfindet'.
Man kann einen Menschen 1000 Tage kennen, 1000 Worte wechseln, mit ihm 1000 Taten teilen.
Aber kennen wird man ihn erst, wenn man Streitet, Versteht, Vergibt.
von mir, als ich litt unter Schmerzen
Danke L.A.
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